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Die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Finanzbranche

Wie sich die Digitalisierung auf die Finanzbranche auswirkt

Der technische Umbruch mischt die Karten im Finanzsektor völlig neu. Wer heute ein Gewinner ist, kann morgen schon zu den Verlierern gehören.
Die Finanzkrise ist nun bereits zehn Jahre her und immer noch stehen die Banken Europas vor einem enormen Problem, das sie immer weiter aufschieben. Die in ihren Bilanzen verzeichneten Kredite ergeben aktuell eine Summe von etwa 790 Milliarden Euro. Vor vier Jahren lag dieser Betrag sogar bei einer Billion Euro, es ist also immerhin ein Fortschritt zu erkennen.

Peter Riedel, Mitarbeiter einer jungen Finanzplattform namens Debitos, warnt dennoch, denn es handelt sich nach wie vor um eine immense Summe, über die nicht hinweggesehen werden darf.

Die Frankfurter Firma trägt dazu bei, dass sich diese Zahl verringert. Im Jahr 2013 startete sie als Online-Plattform, die es Banken und Investoren ermöglicht, Kredite auszuhandeln. Alle Vorgänge sind völlig transparent, die Preise werden optimiert und den Käufern wird ein paneuropäischer Markt geboten.

Im Herbst 2018 kam der bislang spektakulärste Deal zustande. Der bekannte amerikanische Investor Cerberus erwarb im Rahmen einer Versteigung online über Debitos ein aus Italien stammendes Portofolio fauler Kredite im Wert von 2,1 Milliarden Euro. Was mittlerweile innerhalb einiger Wochen abgeschlossen ist, dauerte früher Monate, da sowohl Berater als auch Banken und Investoren über den Verkauf solcher Kredite erst einmal ausführlich verhandeln mussten.

Nicht ohne Investitionen

Wie die Firma Debitos zeigt, hat die Revolution des Geldgeschäfts schon längst begonnen. Junge Fintechs gehören nun selbstverständlich zur Finanzszene und fungieren sowohl als Konkurrent als auch als Partner von Versicherungsunternehmen und Bankinstituten. Der digitale Wandel gehört auch bei einer Vielzahl etablierter Spieler unlängst zum Alltag.
Dass es der Deutschen Bank finanziell nicht gut geht, ist kein Geheimnis. Trotzdem bedient sich Vorstandschef Christian Sewing an 13 Milliarden Euro, um sie für Investitionen in den Bereichen IT und Digitalisierung zu nutzen. Bereits im Vorjahr äußerte er sich dass es innerhalb der Digitalisierung kein Mittelfeld geben werde und bleibt dieser Maxime treu.

Folglich steht die gesamte Finanzbranche einem Strukturwandel gegenüber. Der technische Umbruch mischt die Karten völlig neu und macht den Abstand zwischen Gewinnern und Verlierern unglaublich klein. Wer heute erfolgreich ist, kann schon morgen alles verloren haben. Neben den Banken können genauso Vermögensberater oder Versicherer betroffen sein.

Die Software-Firma Camunda startete diesbezüglich eine Umfrage unter Managern und kam zu dem Ergebnis, dass 75% der Teilnehmer Direktversicherungen und Online-Makler als enormes Risiko für das Weiterleben traditioneller Konzerne sehen. Sie konkurrieren nun nicht mehr nur noch untereinander oder mit Fintechs, sondern auch mit Unternehmen aus der Technologiebranche, wie beispielsweise Google, Apple und Facebook, denn auch sie dringen nun immer weiter in den Bereich der Finanzdienstleistungen vor.

Codemonekeys.de wird innerhalb der kommenden Wochen eine Vielzahl von neuen Megatrends vorstellen, die die Finanzbranche und deren Zukunft enorm prägen werden. Die Bandbreite reicht von Plattformökonomie über Cybersecurity bis hin zu künstlicher Intelligenz. Der Gründer des Fintechs Movens Brett King, der auch als Vordenker der Branche gilt, hat die Banken der Zukunft bereits vor Augen. Zu 100% digital, mobil und mit einem möglichst minimierten Verwaltungsapparat werden sie ausgestattet sein.

Der Großteil der klassischen Finanzmanager teilt diese Meinung. Die Geister scheiden sich jedoch bei dem Untertitel von Kings Buch „Banking 4.0“. Dieser lautet „Banking überall, aber niemals mit einer Bank“ und impliziert den völligen Verlust des Kundenkontakts und die Degradierung zu einem reinen Infrastrukturanbieter. Die Frage, die sich hier stellt ist, ob es ihnen gelingt, den Wandel in eine Plattform zu schaffen, die den Kunden ein vollständig digitalisiertes Ökosystem rund um das Thema Finanzen bereitstellen kann.

Wandel durch Smartphone

Die indische Großbank ICICI macht bereits vor, wie es geht. Sie ging gerade mit einer Plattform für Bankdienstleistungen für Kleinunternehmen und Selbstständige an den Start.
Die Kunden haben die Möglichkeit mehr als 100 Produkte online und über ihr Smartphone zu nutzen, was zeigt, dass das mobile Banking die Finanzbranche jetzt schon revolutioniert hat, wie es King vor Augen hatte.

Gerade für Entwicklungs- und Schwellenländern bringt dieser Wandel enorme Vorteile mit sich, denn so erhalten auch Menschen aus ärmeren Bevölkerungsgruppen, die noch nie ein Bankkonto besessen haben die Möglichkeit, moderne Finanzdienstleistungen zu nutzen. Beispielhaft dafür gilt das digitale Bezahlungssystem Kenias namens M-Pesa. Die Bill and Melinda Gates Foundation verzeichnete in der Subsahara-Region Afrikas einen Anstieg des Anteils der Erwachsenen mit einem mobilen Konto von 12% im Jahr 2011 auf 21% im Jahr 2017. In zehn Ländern der Region verfügen sogar weitaus mehr Einwohner über ein digitales anstelle eines traditionellen Kontos.
Vor allem dieses Beispiel repräsentiert Aufbruch und Fortschritt.

Die Art und Weise der gemeinsamen Arbeit wird durch die digitale Revolution grundlegend verändert, was dazu führt, dass dieser Wandel früher oder später alle Mitarbeiter betreffen wird. Die niederländische ING hat sich bereits „agile“ Organisationsmodelle zu Nutzen gemacht und macht vor, wie schnell man auf Kundenwünsche reagieren kann. Abgeschaut hat sich dies das Bankinstitut unter anderem bei einem Musikstreamingdienst namens Spotify. Auch andere Banken ziehen bereits nach. Die Frankfurter Commerzbank beispielsweise bereitet sich aktuell ebenfalls auf den Weg zur Agilität vor.

Vorreiter birkle IT AG in Deutschland

Das 2016 in gegründete europäische IT-Unternehmen birkle IT AG ist auf die Erstellung von Software-Lösungen spezialisiert, die auf künstlicher Intelligenz basieren und gilt als Vorreiter der Branche innerhalb Deutschlands. Algorithmen der künstlichen Intelligenz machen es beispielsweise möglich, Rechnungen völlig automatisch zu erfassen und alle wichtigen Informationen, wie Namen, Beträge und Bankverbindungen zu erkennen und zu extrahieren. Ohne dass eine manuelle Weiterverarbeitung nötig ist, können diese Daten problemlos weitervermittelt werden. Diese Funktion vereinfacht nicht nur Buchhaltungsprozesse, sondern ermöglicht zusätzlich eine immense Zeitersparnis.

Eine weitere Innovation der Firma ist das besondere Ausmaß der Texterkennung. Bei handschriftlich erstellten Schreiben sind herkömmliche Texterkennungsprogramme häufig keine Hilfe, da sie die einzelnen Zeichen oftmals nicht richtig erkennen können. Die künstliche Intelligenz ermöglicht ein sogenanntes „Deep Learning“, was bedeutet, dass das Programm fähig ist, inhaltliche Zusammenhänge zu erfassen und unleserliche oder unvollständige Passagen selbstständig zu füllen.

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